„Die kleine Weisse vom Rhein" – klingt nach einem Hobbit oder einem Nebencharakter aus Game of Thrones, ist aber der deutsche Übersetzungsversuch für Alvarinho/Albariño, eine der spannendsten weissen Rebsorten der Iberischen Halbinsel. Zuhause ist sie zwischen Galiciens Rias Baíxas und Portugals Minho, wo der spritzige Vinho Verde entsteht.
Früher dachte man, Alvarinho sei ein Cousin des Rieslings, vielleicht von Mönchen auf dem Jakobsweg eingeschleppt. DNA sagt: nette Geschichte, aber falsch. Vielleicht verwandt mit Loureiro, vielleicht nicht. Was wirklich zählt: wie sie im Glas auftritt.
Und dort zeigt sie, was sie draufhat. Früher noch Banause in süsslich-verniedlichender Vinho-Verde-Manier, heute eine Star-Rebe: pfeffrig-frisch, blumig (Orange, Akazie, Veilchen), mit Zitrusnoten, Pfirsich, Quittenduft und manchmal einem Hauch Meer und Nüsse.
Albariño kann alles: trocken, halbtrocken, aus Edelstahl, Holz oder Amphore, mit Malo oder ohne, als Schaumwein oder auf der Vollhefe reifen. Kurz: wie ein Neuwagen mit jeder erdenklichen Ausstattung.
Genetisch vielleicht nicht Riesling, geschmacklich? Definitiv ein heimlicher Nachfolger – der Galicier und Portugiese haben ihre eigene, königliche „kleine Weisse".